[LONDON] BOY WITH A TAMBOURINE: NICK JENSEN

17 June - 17 July 2021

[ENGLISH]

 

Union Gallery is pleased to present Nick Jensen’s Boy with a Tambourine exhibition, his first solo exhibition with the gallery, curated by William Gustafsson.

 

Jensen paints figures on the verges of dissolution. Inhabiting a sometimes dense, smoky haze, his figures engage us with their suggestiveness. Absent voids in the shape of silhouetted profiles become sites into which we pour our own subjective memories, or visually listen to the unfamiliar. Rivulets, drips, stains, peeling flakes, globular deposits glazed with dirty amber, gestural scrubs and spattered edges are part of his painterly lexicon, whilst memory plays a generating role in the formation of his images. Navigating the hinterland where figuration fades into abstraction, his paintings eschew the photographic, the purely abstract and the illustrated.


In the exhibition’s eponymous work, Boy with a Tambourine (2020), we find a boy holding a circular object which we presume to be the tambourine. The name of this instrument – diminutive of the old French, tambour – is thought to derive from the Persian for drum, tabira. Like the word, this percussive device crosses time (through millennia) and space (from east to west), its tightened animal skin like the tightened skin of the canvas into which we project and lose ourselves.

 

There is little detail to be found, but occasionally an object is employed which can function like an anchor. In Smoker (2021), the smoke from a cigarette melds into the scene’s otherworldliness. In Untitled (2021), another young male figure, this time surrounded by his peers, looks straight at us. What might be a simple passing glance feels like the recognition of a chance encounter. We could be privy to something more profound, an identification of the sort only a painting can suggest. The scene is soaked in light, the canvas is soaked in paint and it’s the viewer’s guess as to why, where or when this scene is taking place.
Examining the pictorial depth of Jensen’s images from afar, it becomes apparent that they are painted upon a network of geometrical lines created by collaged pieces of canvas in various formations. The images absorbed into and laying on top of their surfaces are ripped through by this constructivist dimension like a call to order. We feel the acceptance of an underlying violence, which takes in the reality of our world. The fragile, evanescent forms’ coexistence with the unequivocal definition of these lines and patterns might summon theblurry workings and sudden lucidities of memory, or a dimension of consciousness itself.

 

 

[DEUTSCH]

 

Die Union Gallery freut sich, die Ausstellung Boy with a Tambourine von Nick Jensen zu präsentieren, seine erste Einzelausstellung in der Galerie, kuratiert von William Gustafsson.

 

Jensen malt Figuren, die sich am Rande der Auflösung befinden. Seine Figuren, die in einem manchmal dichten, rauchigen Dunst leben, ziehen uns durch ihre Suggestivität in ihren Bann. Abwesende Leerstellen in Form von schemenhaften Profilen werden zu Orten, in die wir unsere eigenen subjektiven Erinnerungen gießen oder visuell auf das Unbekannte hören. Rinnsale, Tropfen, Flecken, abblätternde Schuppen, kugelförmige Ablagerungen, die mit schmutzigem Bernstein glasiert sind, gestische Kratzer und gespritzte Ränder sind Teil seines malerischen Lexikons, während die Erinnerung eine generierende Rolle bei der Entstehung seiner Bilder spielt. In seinem Hinterland, wo die Figuration in die Abstraktion übergeht, meiden seine Bilder das Fotografische, das rein Abstrakte und das Illustrierte.

 

Im gleichnamigen Werk der Ausstellung, Boy with a Tambourine (2020), sehen wir einen Jungen, der ein rundes Objekt in der Hand hält, von dem wir annehmen, dass es ein Tamburin ist. Der Name dieses Instruments - eine Verkleinerungsform des altfranzösischen Wortes tambour - leitet sich vermutlich vom persischen Wort für Trommel, tabira, ab. Wie das Wort durchquert dieses Schlaginstrument Zeit (durch Jahrtausende) und Raum (von Ost nach West), seine gespannte Tierhaut ist wie die gespannte Haut der Leinwand, in die wir uns projizieren und verlieren.

 

Es sind nur wenige Details zu finden, aber gelegentlich wird ein Objekt verwendet, das wie ein Anker funktionieren kann. In Smoker (2021) verschmilzt der Rauch einer Zigarette mit der Jenseitigkeit der Szene. In Untitled (2021) blickt uns eine andere junge männliche Figur, diesmal umgeben von Gleichaltrigen, direkt an. Was ein einfacher flüchtiger Blick sein könnte, fühlt sich an wie das Erkennen einer zufälligen Begegnung. Wir könnten aber auch in etwas Tieferes eingeweiht sein, in eine Identifikation, wie sie nur ein Gemälde suggerieren kann. Die Szene ist lichtdurchflutet, die Leinwand ist mit Farbe getränkt, und es bleibt dem Betrachter überlassen, zu erraten, warum, wo oder wann sich diese Szene abspielt.
Betrachtet man die malerische Tiefe von Jensens Bildern aus der Ferne, so wird deutlich, dass sie auf ein Netz geometrischer Linien gemalt sind, das durch collagierte Leinwandstücke in verschiedenen Formationen entsteht. Die Bilder, die in ihre Oberflächen eingebettet sind und auf ihnen liegen, werden von dieser konstruktiven Dimension wie von einem Ordnungsruf zerrissen. Wir spüren die Akzeptanz einer unterschwelligen Gewalt, die die Realität unserer Welt aufnimmt. Das fragile, die Koexistenz der zerbrechlichen, flüchtigen Formen mit der eindeutigen Definition dieser Linien und Muster könnte an die verschwommenen Abläufe und plötzlichen Klarheiten der Erinnerung oder an eine Dimension des Bewusstseins selbst erinnern.