[ENGLISH]

 

In a new series of large format paintings, characteristically divided into several parts, Parsey explores a fascination with history painting, starting with the largest and most significant of the French romantic movement, namely Delacroix and Géricault. Here she approaches the enigma of Delacroix’s vast and significant painting, ‘Liberty Leading the People’, with a triptych that combines both the landscape with the portrait format, as does Delacroix’s painting that looms large in the Louvre. These are paintings and histories so vast that few contemporary artists would dare to go near them. Here Parsey boldly grabs it by both hands, takes a pillar of painting history and does her own contemporary modern version.

 

 

The painting is beset with signifiers of meaning, from the apparently guillotined heads rolling in libertine satisfaction on the floor, to the Louis XIV furniture or the inscriptions of text taken from Ravel’s ‘Shéhérazade’ with the constant repetition ‘je voudrais voir’- I want to see. With an almost cheeky sketch of the original painting hidden behind an antique stool, this is a playful and confident nod to art history with an adeptness and sleight of hand, and the warning ACHTUNG!!! across the bottom of the painting. The painted boots of Napoleon - signifiers of power are always to be found in her work and many of these are genderized- represent the male martial force that seems impotent against the female force of the central figure. Armed with a flag and a bayonet, her beauty and innocence disarming, her erotic power is only surpassed by the strength of her stance, the bare-chested Liberty; the mother of the nation.

 

 

These paintings draw together an ongoing interest in the writers of the Enlightenment, like Voltaire and de Sade and an interest in the great French romantic painters. These can be seen in her diptych ‘Les Malheurs de la Vertu’ the subtitle of De Sade’s ‘Justine et Juliette’. It is not by accident she adds Ravel’s lines to the painting ‘Je voudrais voir des assassins souriants, du bourreau qui coupe un cou d’innocent’. – I long to see assassins smiling as the executioner cuts o[ an innocent head. In ‘Les Malheurs...’ we see a rare depiction of the male figure in the right canvas. Parsey says that these figures that began as female often hover between sexes. ‘There are very fine, almost insignificant diFerences in the painting that can push it in either direction’.

 

 

An important aspect of these new paintings is her absolute trust and confidence in her painting. ‘These paintings have come about very intuitively, they work almost like raw sketches as nothing has been taken away. I want you to be able to see the bare canvas, the drawing, its structure.’. This is clearly an attitude and intuition that has been honed after many years of painting. This is the first time she has painted small oil sketches in preparation. These are contemporary versions of ‘Liberty Leading the People (after Delacoix)’, which looks almost like a Libertines LP cover, ‘The Raft of the Medusa (after Géricault’), a sharp and shocking take on the current migration crisis and ‘The Execution of Maximilian (after Manet)’ with a couple of small boy soldiers deep in South Sudan.

 

 

An inherent violence in her work can be traced to her film work on Francis Bacon- she recently completed her film trilogy with BACON’S HISTORIES; Study for a Portrait, along with the publication with the Bacon Estate of the unedited interviews by David Sylvester, with whom she had an ongoing collaborative friendship. David Sylvester wrote: ‘I like Martha Parsey’s paintings for their electric charge, their bitter taste, their threat of erotic danger, by the way they make me think of films like ‘Wild at Heart’. The sexual threat in ‘Rip her to Shreds’ can be linked to Bacon’s seminal work ‘The Buggers’ although the dominance of female sexuality echoes back to the work of Helmut Newton who resonates throughout her oeuvre. A number of early works give greater depth to the genesis of these ideas. In one of these key works ‘Under the Influence’ we see the first use of the chemical opium symbol that re-emerges in ‘Les Malheurs de la Vertu’.

 

 

‘Liberty Leading the People’ is a timely critique of attacks on modern democracy and a call to arms to resist autocracy, but it is also an exhibition that celebrates painting and delivers it in abundance. It’s bold, it’s tough, and for a Londoner living in Cologne it o[ers a stark and refreshing take on modern painting.

 

[GERMAN]

 

In einer neuen Serie großformatiger Gemälde, die charakteristischerweise in mehrere Teile unterteilt sind, beschäftigt sich Parsey mit ihrer Faszination für die Historienmalerei, ausgehend von den größten und bedeutendsten Vertretern der französischen Romantik, nämlich Delacroix und Géricault. Hier nähert sie sich dem Rätsel von Delacroix' großem und bedeutendem Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ mit einem Triptychon, das sowohl das Landschafts- als auch das Porträtformat kombiniert, ähnlich wie Delacroix' Gemälde, das im Louvre einen großen Platz einnimmt. Es handelt sich um Gemälde und Geschichten, die so gewaltig sind, dass sich nur wenige zeitgenössische Künstler daran wagen würden. Hier packt Parsey mutig mit beiden Händen zu und nimmt eine Säule der Malereigeschichte und schaUt ihre eigene zeitgenössische moderne Version.

 

 

Das Gemälde ist voller Bedeutungszeichen, von den oUenbar guillotinierten Köpfen, die in libertiner Befriedigung auf dem Boden rollen, über die Möbel im Stil Ludwigs XIV. bis hin zu den Inschriften aus Ravels „Shéhérazade“ mit der ständigen Wiederholung „je voudrais voir“ – ich möchte sehen. Mit einer Skizze des Originalgemäldes, die hinter einem antiken Hocker versteckt ist, als wäre sie nur beiseitegelegt worden, ist dies eine spielerische und selbstbewusste Anspielung auf die Kunstgeschichte mit Geschick und mit einem Augenzwinkern- und der Warnung ACHTUNG!!! am unteren Rand des Bildes.

 

 

Die Stiefel Napoleons- in ihren Werken finden sich immer Zeichen der Macht, von denen viele geschlechtsspezifisch sind- stehen für die männliche Kriegsmacht, die gegenüber der weiblichen Kraft der zentralen Figur fast machtlos erscheint. Mit einer Flagge und einem Bajonett bewaUnet, entwaUnet sie durch ihre Schönheit und Unschuld. Ihre erotische Kraft wird nur noch von der Stärke ihrer Haltung übertroUen: der barbusigen Freiheit, der Mutter der Nation.

 

 

Diese Gemälde vereinen ein anhaltendes Interesse an den Schriftstellern der Aufklärung wie Voltaire und de Sade mit einem Interesse an den großen französischen Malern der Romantik. Dies zeigt sich auch in ihrem Diptychon „Les Malheurs de la Vertu”, dem Untertitel von De Sades Roman „Justine et Juliette“. Es ist kein Zufall, dass sie Ravels Zeilen zum Gemälde hinzufügt: „Je voudrais voir des assassins souriants, du bourreau qui coupe un cou d'innocent” – Ich sehne mich danach, Mörder lächeln zu sehen, während der Henker einem Unschuldigen den Kopf abschlägt.

 

 

In „Les Malheurs...“ sehen wir eine seltene Darstellung einer männlichen Figur auf der rechten Leinwand. Parsey sagt, dass diese Figuren, die ursprünglich weiblich waren, oft zwischen den Geschlechtern schwanken. „Es gibt sehr feine, fast unbedeutende Unterschiede in dem Gemälde, die es in beide Richtungen lenken können.“

 

 

Ein wichtiger Aspekt dieser neuen Gemälde ist ihr absolutes Vertrauen in ihre Malerei. „Diese Gemälde sind sehr intuitiv entstanden, sie wirken fast wie rohe Skizzen, da nichts weggenommen wurde. Ich möchte, dass man die leere Leinwand, die Zeichnung, ihre Struktur sehen kann.“ Dies ist eindeutig eine Haltung und Intuition, die nach vielen Jahren des Malens verfeinert wurde. Es ist das erste Mal, dass sie kleine Ölskizzen als Vorbereitung gemalt hat. Es handelt sich um zeitgenössische Versionen von „Die Freiheit führt das Volk (nach Delacoix)“, dass fast wie ein LP-Cover von Libertines aussieht, „Das Floß der Medusa (nach Géricault)“, eine scharfe und schockierende Darstellung der aktuellen Migrationskrise, und „Die Erschießung Maximilians (nach Manet)“ mit zwei kleinen Kindersoldaten tief im Südsudan.

 

 

Die inhärente Gewalt in ihren Werken lässt sich auf ihre Filmarbeit über Francis Bacon zurückführen – kürzlich hat sie ihre Filmtrilogie mit BACON’S HISTORIES abgeschlossen, und zusammen mit dem Bacon Nachlass die unbearbeiteten Interviews von David Sylvester veröUentlicht, mit dem sie eine langjährige Freundschaft verbindet. David Sylvester schrieb: „Ich mag Martha Parseys Gemälde wegen ihrer elektrischen Ladung, ihrem bitteren Geschmack, ihrer erotischen Gefahr, weil sie mich an Filme wie „Wild at Heart“ denken lassen“. Die sexuelle Bedrohung in „Rip her to Shreds“ kann mit Bacons bahnbrechendem Werk „The Buggers“ in Verbindung gebracht werden, obwohl die Dominanz der weiblichen Sexualität an die Arbeit von Helmut Newton erinnert, der in ihrem gesamten Œuvre widerhallt.

 

 

Eine Reihe früher Werke verleiht der Entstehung dieser Ideen mehr Tiefe. Eines dieser Schlüsselwerke, „Under the Influence“, verwendet das chemische Opiumsymbol, das in „Les Malheurs de la Vertu“ wieder auftaucht.

 

 

„Liberty Leading the People“ ist eine zeitgemäße Kritik an AngriUen auf die moderne Demokratie und ein Aufruf zum Widerstand gegen die Autokratie. Aber es ist auch eine Ausstellung, die nicht nur die Malerei feiert, sondern sie auch in vollem Umfang liefert. Es ist mutig, es ist hart, und für eine in Köln lebenden Londonerin bietet es eine starke und erfrischende Sichtweise auf die moderne Malerei.